Schlagwort-Archive: Entscheidungen

Ein Männlein steht im Walde

Standard

Vor ungefähr zweieinhalb Jahren lernte ich im Flirtportal eines hiesigen Radiosenders einen jungen Mann kennen. Nennen wir ihn, um der Anonymität Willen, „das Männlein“. Das Männlein kontaktierte mich mit einem äußerst charmanten Anschreiben, was in derartigen Portalen eher selten der Fall ist. Daraufhin tauschten wir ein, zwei Stunden lang schriftliche Nettigkeiten aus und stiegen dann aufs Telefon um. Unser Telefonat verstärkte den ersten netten Eindruck ungemein und da wir beide eine wochenlange Ungewissheit über einen möglichen Ausgang vermeiden wollten, beschlossen wir schnellstmöglich ein Treffen zu arrangieren. Da uns nur wenige Kilometer von einander trennten, war das auch kein Ding der Unmöglichkeit. Noch in derselben Woche sollte ein erstes Date stattfinden.

Als Tag X gekommen war, war ich sehr aufgeregt, was bei mir grundsätzlich der Fall ist, wenn es darum geht Männer kennenzulernen. Was diesen speziellen Lebensbereich angeht, bin ich wohl nicht gerade mit der großen Selbstsicherheit gesegnet, die ich in anderen Bereichen an den Tag legen kann. Ich würde aber sagen, dass ich meine bisherigen Dates mehr oder minder „souverän“ gemeistert habe. Da die Umgebung in der das Männlein beheimatet war einen schönen Park zu bieten hatte und das Wetter frühsommerlich herrlich war, wollten wir das Treffen mit einem Spaziergang verbringen. Die erste Unsicherheit verflog rasch, da wir sehr schnell in  intensive und tiefgründige Gespräche verfielen. Stattdessen machte sich eine andere, eine kindliche Unsicherheit breit, denn in kürzester Zeit scharwenzelten wir wie verliebte, dauererrötete Erstklässler umeinander herum. Das Männlein war klug, charmant, gebildet und in meinen Augen unbeschreiblich hübsch anzusehen. Zwar war er klein wie ein Däumling, doch bin ich ja selber nur ein Däumelinchen. Es gab einen Moment in dem das Männlein eine sehr putzige Bemerkung machte, die wohl zwischen den Zeilen implizieren sollte, dass er mich gern an die Hand nehmen würde. Da ich in meiner Aufregung den Wink mit dem Zaunpfahl aber nicht erkannte, kam es nicht dazu.

Als wir nach einem sehr langen Spaziergang wieder an meinem Auto und damit auch vor seiner Haustür angelangt waren, fragte er mich verunsichert, ob ich noch mit in seine Wohnung kommen möge, was ich auch ohne lange zu überlegen tat. Das Männlein war an diesem Tag zu sehr Gentleman, als dass ich mir Sorgen um unkeusche Gedanken hätte machen müssen. Bis vier Uhr am Morgen saßen wir auf seinem Sofa und teilten sehr intime Gedanken, Gefühle und Lebensgeschichten. Er war überrascht und absolut begeistert davon, wie schnell ich einzelne Charakterfacetten an ihm erkannte und diese auch benennen konnte. Doch ansonsten geschah an diesem Abend nichts. Ich fuhr dennoch wie beseelt und auf Wolke 7 schwebend heim und er gab mir mit jeder Pore das Gefühl, dass es ihm ganz ähnlich ging.

Unruhig und nervös rutschte ich am darauf folgenden Tag auf meinem Stuhl hin und her, als sich herausstellte, dass ein weiteres Treffen erst am übernächsten Tag möglich wäre. Ich übte mich natürlich in Geduld! Zwei Tage später fuhr ich für ein weiteres Treffen in die Stadt des Männleins. Doch schon als ich seine Wohnung betrat wirkte er sehr viel kühler und distanzierter auf mich als noch zwei Tage zuvor. Wir fanden zwar wiederum sehr schnell intensive Gesprächsthemen, doch blieb mir seine plötzliche emotionale Kälte kaum verborgen. Kein Erröten mehr. Kein Herzklopfen mehr, das ich noch über fünfhundert Meter hätte hören können. Etwas beschäftigte ihn sehr, doch als ich ihn darauf ansprach, meine er, es wäre zu kompliziert es mir zu sagen. Das war auch nicht nötig. Ich begriff sofort, dass die Sache, die eigentlich so schön begonnen hatte, in diesem Moment sein Ende gefunden hatte. Nur einen Reim konnte ich mir darauf nicht machen. Tief verletzt und mit gebrochenem Herzen fuhr ich in der Nacht nach Hause.

Ein längerer Emailverkehr am nächsten Morgen brachte zum Ausdruck, was er mir ins Gesicht zu sagen nicht imstande war. Der Kontext war folgender: Ich wäre eine ganz wunderbare, kluge und außergewöhnliche Frau, aber ich entspräche leider nicht seinem sehr ausgeprägten ästhetischen Empfinden. Kurz: mein Kopf ist schön, aber vom Kinn abwärts bin ich leider nicht zu ertragen.

Dazu möchte ich anmerken, dass ich meine Kurven und Rundungen besitzen mag, aber von „unästhetisch“ bin ich sicher noch meilenweit entfernt. Das Männlein hatte mal in einem Gespräch behauptet, eine Traumfrau wäre die Mitte zwischen der strunzdummen aber wunderschönen Tänzerin an der Stange, und der gebildeten, hochintelligenten aber fetten Schabracke. Nach seiner Abfuhr erkannte ich die Lüge. Was er wollte war die hochintelligente Stangentänzerin. Ich wünschte ihm viel Glück bei der Suche, denn die würde er so schnell wohl kaum finden. Und falls doch, würde sie das daumengroße Männlein wohl auslachen und ihn bitten wiederzukommen, wenn es ausgewachsen wäre.

Nun könnte man diese Erfahrung leichtfertig unter „Was für ein debiler Vollidiot!“ verbuchen, was auch die meisten meiner Freunde, in der Hoffnung mich damit zu trösten, getan haben. Mir fiel eine solche Kategorisierung aber nicht so leicht, denn nicht nur mein Herz war gebrochen, sondern ich war auch zutiefst gekränkt und verletzt. Es hat mein Herz mehr Kraft und Zeit gekostet den Vorfall zu überwinden, als mein Kopf dem Männlein hätte zugestehen wollen!

Seitdem ist viel Wasser den Rhein hinuntergeflossen. In der Zwischenzeit sind Dinge geschehen, die mein Herz weitaus mehr strapaziert haben, und so gerieten das Männlein und seine ästhetischen Vorstellungen irgendwann in Vergessenheit. Leider sieht es das Schicksal von Zeit zu Zeit vor, dass die Geister der Vergangenheit den Bespukten wieder einholen sollen.

Ich habe eine Freundin, der die Sonne geradezu aus dem Hintern scheint. Sie hat ein Selbstbewusstsein groß wie der Mount Everest, ohne dabei allerdings arrogant zu sein. Das wiederum verleiht ihr eine ungeheure Ausstrahlung und die Männer umschwärmen sie wie die Fliegen das Licht. Auch ihr sei die Anonymität gegönnt, weshalb wir sie „die Schöne“ nennen. Selbstverständlich hat auch sie schon negative Erfahrungen hinter sich, aber derzeit ist sie mit einem Sunnyboy liiert, den wir gerne als „ Surfboy“bezeichnen, auch wenn er gar keiner ist. Wie dem auch sei, es ist nicht leicht als Single mit ihr auszugehen. Sie ist zwar stets bemüht ihre ledigen Freundinnen verkuppeln zu können, merkt dabei aber nicht, dass kein Mann in ihrer Gegenwart noch Interesse an ihren Single-Freundinnen hat.

Wie es der Zufall so wollte lernte nun die Schöne auf einer Party einen Mann kennen, mit dem sie bald ins Gespräch kam und sich sehr gut verstand. Der kluge Leser wird es ahnen, der Mann entpuppte sich bald als das Männlein. Es dauerte ein paar Tage bis sie endlich begriff, warum ihr sein Gesicht bekannt vorkam. (Sie kannte ihn von einem Foto, das ich ihr gezeigt hatte.) Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits ihr Licht entdeckt und begonnen sich ebenfalls in eine Fliege zu verwandeln. Er erlag sogar der Feststellung, sie sei die schönste Frau der Welt.  Und was soll ich sagen, meine Prophezeiung hat sich natürlich bewahrheitet. Er hat die hochintelligente Stangentänzerin in den letzten zwei Jahren selbstverständlich nicht gefunden und irrt als trauriger Single durch die Welt. Er meint vielleicht sie nun in der Schönen gefunden zu haben, doch ist diese nicht nur liiert, sie ist auch der Meinung, dass er wohl erst noch mal auswachsen darf. Strike!

Blöd nur, dass der Schönen erst klar wurde, wen sie da kennengelernt hat, NACHDEM sie uns beide auf ihre Halloween-Party eingeladen hatte. Jetzt stehe ich vor dem Dilemma dieser Situation ins Auge zu sehen, oder sie einfach zu vermeiden. Dem fromme Wunsch der Schönen, ich möge doch bitte ganz cool dort auftauchen, dem Männlein vollkommen die kalte Schulter zeigen und ihm demonstrieren, dass er mir am Allerwertesten vorbei geht, werde ich wohl nicht entsprechen können, so gern ich es auch wollte. Auch wenn mein Interesse am Männlein völlig erloschen ist, bin ich in Anbetracht der Kränkung einfach nicht tough genug für ein derartiges Schauspiel. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich es mir ansehen möchte, wie die Schöne mal wieder auf der Sonnenseite steht, während ich im Schatten herumlungern darf (so lieb ich sie auch habe.) Andererseits liebe ich Halloween, freue mich auf mein grandioses Zombiekostüm (welches ich bereits am Samstag auf einer Party vorzeigen darf) und die Party der Schönen wäre eine tolle Gelegenheit alte Freunde wiederzusehen, die ich schon lang nicht mehr gesehen habe.

Doch hält mein Herz das aus? Ich bin ratlos. Wer einen ultimativen Tipp für mich hat, der möge jetzt reden, oder für immer schweigen.

Erkenntnis des Tages

Standard

Ich war im Irrtum.

Mein Lebensweg verlangt nicht von mir, die eine große Sache zu finden, die mein Glück bedeuten könnte, um mir daraus einen Mount Everest zu bauen.

Vielmehr ist es meine Bestimmung, mir aus den vielen kleinen Steinchen, die mich glücklich und zufrieden machen, ein großes Lebensglücksmosaik zu erschaffen.

An Tagen wie diesen…

Standard

Immer wenn ich gerade sehr unzufrieden bin, baue ich Luftschlösser und gebe mich Illusionen hin.
Zum Beispiel darüber, was ich viel lieber wäre (die Reihenfolge lässt keine Rückschlüsse auf die Größe des Wunsches zu):

  • Autorin
  • Synchronsprecherin
  • Sängerin / Songwriterin (sorry, talentbefreit)
  • Studentin (wer jetzt BWL vorschlägt wird standesrechtlich mit dem HGB erschlagen)
  • Schafhüterin in Neuseeland
  • Psychotherapeutin
  • Kriminalpsychologin
  • Besitzerin eines Literaturcafés
  • vergeben
  • in Berlin, London oder Neuseeland wohnhaft
  • die Erfinderin der krümellosen Brotsuppe
  • Aktivistin bei Greenpeace, Peta oder irgendwem der Tiere aus Käfigen befreit
  • acht Fremdsprachen mächtig (Englisch, Schwedisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Isländisch, Italienisch, Mandarin)
  • Kontorsionistin (neee, ich kann nicht mal Spagat)
  • Besitzerin einer Wohnung mit Balkon und Extra-chill-out-Zimmer für mich und meine Kater
  • Radiomoderatorin
  • entschlossen und zielstrebig!

Die Zwickmühle, Teil 2

Standard

Meine drei Stammleser der ersten Stunde, werden sich an mein vor einiger Zeit geschildertes Problem erinnern.
Am Samstag, den 29.Mai, stehe ich vor der schweren Entscheidung: Simon und David oder Lena?

Ehrlich gesagt, werde ich langsam immer hibbeliger und immer heißer auf den Grand-Prix. Besonders jetzt, wo es auch noch Oslog.tv gibt. Einen derart heiß gehandelten deutschen Beitrag nicht live, also live vor dem Fernseher, zu sehen, wäre schon irgendwie ärgerlich.
Andererseits höre ich gerade mal wieder ein Hörbuch mit Simon Jäger. Eine derart heiße Stimme nicht endlich live, also live und zwei Meter von mir entfernt, zu hören, wäre ebenfalls sehr ärgerlich.

Aber die Entscheidung ist gefallen und ihr habt mir dabei sehr geholfen. In meiner Umfrage habt ihr mit 4 zu 2 für Simon und David gestimmt. Vor allem aber, habt ihr diese Entscheidung in den Kommentaren sehr gut begründet.
Darum heißt es jetzt am Samstag:

Mein Plan sieht folgendermaßen aus. Während ich mich in Köln noch ein bisschen mehr „verliebe“, läuft zu Hause mein Videorekorder (jaaa, ich bin noch von vorgestern) auf Hochtouren. Da der Grand-Prix für seine Überlänge bekannt ist, komme ich ja sogar vielleicht noch rechtzeitig zur Entscheidung nach Hause. Auf jeden Fall, werde ich mir die Aufzeichung noch am gleichen Abend ansehen und mir einbilden, es wäre live. (Markus, ich danke von Herzen für Dein tolles Angebot, aber ich kann leider nicht warten, bis das VVV-Wochenende vorrüber ist.)

Jetzt bleibt nur noch ein Problem: Ich habe zwei Karten für die Prima Vista Lesung, aber noch keine Begleitung!!!

Ja, diese Aussage ist durchaus als Aufruf zu verstehen. Wer also ebenfalls bereit wäre auf Lena zu verzichten, und ebenfalls Interesse an den wunderbaren Stimmen von Johnny Depp und Heath Ledger hat, darf jetzt „Hier!“ schreien.
Ich gehe nicht davon aus, dass der Andrang besonders groß sein wird, zumal dieser Samstag sehr viele Alternativen bereithält: Grand-Prix, „Verliebt. Verlobt. Verlassen!“, Klitschko-Kampf auf Schalke…
Wahrscheinlich wird es eher so sein, dass ich am Ende bei irgendjemandem betteln muss, mich doch bitte nicht allein fahren zu lassen. Sollte jedoch mehr als eine Person scharf darauf sein, mit mir nach Kölle zu düsen, bekommt die Person die Karte, die mir am besten begründen kann, warum sie die zweite Karte unbedingt haben muss!

Kloppt Euch…

Die Zwickmühle

Standard

Derzeit habe ich ein echtes Problem. Nicht so ein kleines „Ach, das löst sich von allein“-Problem, sondern ein wirkliches. Zumindest in meinen Augen. Ich stecke nämlich in einer wahren Zwickmühle.

Das Problem ist das Folgende:

Wer meinen Blog liest, oder mich wahlweise zufällig persönlich gut kennt, der weiß, wie groß meine Leidenschaft für unsere deutschen Synchronsprecher ist. Ich beschäftige mich in meiner freien Zeit sehr oft mit nichts anderem. Seit Jahren bastle ich an meiner persönlichen Sprecher-Datenbank herum und jeder Film wird hinsichtlich der Sprecher genauestens analysiert und unter die Lupe genommen. Und für einen wahren Fan ist es natürlich das Highlight im Leben, wenn man Möglichkeiten hat, seine „Stars“ live zu erleben. Im Gegensatz zu meinen Lieblingsbands ist das mit Synchronsprechern aber gar nicht so einfach. Nur selten begeben sie sich auf Tour um Lesungen zu halten oder ähnliches. Da kann man sich meine Freude über die „Drei ???“-Tour im letzten Jahr ja vorstellen. Denn die drei Sprecher der Hörspiel-Reihe sind nicht nur nebenbei sehr gefragte Synchronsprecher, sondern auch maßgeblich Schuld an meiner heutigen Leidenschaft. Eine Ausnahme sind Veranstaltungen wie die Horror-Literatur-Nächte, die im letzten Jahr im Bochumer Planetarium statt fanden. Mein Traum wurde wahr, als ich so zuerst Tobias Meister (Brad Pitt, Kiefer Sutherland, Tim Robbins uvm.), dann Frank Glaubrecht (Kevin Costner, Al Pacino uvm.) und zu guter Letzt David Nathan (u.a. Johnny Depp und Christian Bale) begegnete und mir auch gleich Fotos und Autogramme abholte.

Ansonsten hat man nur in Berlin regelmäßig die Möglichkeit den Sprechern (bzw. Schauspielern) nahe zu kommen, denn dort gibt es die Lauscherlounge in der regelmäßig diverse Sprecher diverse Lesungen halten. Lies den Rest dieses Beitrags